Nachhaltiger reisen, geht das? Je mehr wir reisen und die schönsten Ecken unseres Planeten entdecken, desto stärker verspüren viele von uns den Drang, dessen Schönheit zu bewahren und bestenfalls sogar etwas zurück zu geben. Denn jeder Flug, jede Schiffsreise trägt dazu bei, den Klimawandel zu verstärken, Gletscher schmelzen zu lassen oder Korallenriffe weiter zu zerstören. Seit Begriffe wie „ökologischer Fußabdruck“ oder „nachhaltiges Reisen“ in den letzten Jahren immer populärer geworden sind, denken viele Reisende jedoch um und fangen an, bewusster über ihr Reiseverhalten nachzudenken und sich Gedanken über Umweltschutz zu machen. Aber ist es überhaupt möglich nachhaltig zu reisen?
10 Tipps, um auf Reisen die Umwelt zu schonen
Ist gar nicht mehr reisen eine Option?
Wenn es darum geht, was das Beste für unseren Planeten ist, wäre gar nicht mehr zu reisen tatsächlich die konsequenteste Option. Sie ist allerdings auch die am schwersten umsetzbare Variante. So lange Flüge stets billiger werden und ein Erlebnis oft das nächste toppen muss, werden sich viele von uns nicht von dieser Alternative überzeugen lassen. Dass du diesen Artikel über nachhaltiges Reisen liest, ist aber schon ein guter Anfang. Denn Reisen und Nachhaltigkeit lassen sich sehr wohl verbinden, wenn du dabei einige Dinge beachtest.
Klimaschädliche Reisen reduzieren oder vermeiden
Inzwischen fliegen viele Menschen wie selbstverständlich von Berlin nach Köln oder von Barcelona nach Madrid. Diese Kurzstreckenflüge setzen Unmengen an CO2 frei und das auch noch völlig unnötig. Mit dem Zug bist du, den Check-In eingerechnet, meist genauso schnell und dabei wesentlich umweltfreundlicher unterwegs. Während du mit einem Inlandsflug von Berlin nach Köln knapp 150 kg CO2 freisetzt, sind es bei der gleichen Strecke mit dem Zug nur noch 13 kg pro Person. Mach es dir doch mal zur Challenge, Strecken, die kürzer sind als 800 km, nur noch mit dem Zug oder mit dem Bus zu fahren. Langstreckenflüge beschränkst du auf ein Minimum und auf die Reisen, die du wirklich unbedingt unternehmen willst.
Langsam reisen
Langsam reisen hat den Vorteil, dass du viel mehr von deiner Umgebung und der Kultur eines Landes mitbekommst. Zudem reist du viel intensiver, als wenn du mit dem Flugzeug von einem Ort zu anderen hetzt und dabei ganze Zeitzonen überspringst. Schließlich sollte es nicht darum gehen, möglichst viele Orte in möglichst kurzer Zeit abzuhaken, sondern Erlebnisse zu schaffen – und das schaffst du am besten, wenn du dir Zeit zum Reisen und Erkunden nimmst.
Das Problem ist dabei oft nicht einmal die Zeit, sondern, besonders in Deutschland, der Preis. Auch wenn viele von uns inzwischen gewillt sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um unsere Umwelt zu schonen – so lange die Politik nicht eingreift und eine Bahnfahrt das Dreifache einer Flugreise kostet, wird ein Großteil der Menschen nicht auf das Fliegen verzichten.
Emissionen kompensieren
Wenn du dich für eine Flugreise entscheidest, wie wäre es, den CO2-Ausstoß zu kompensieren? Über verschiedene Plattformen wie Atmosfair kannst du dir ausrechnen lassen, wie viel CO2 durch deinen Flug freigesetzt wird. Dabei kannst du einen entsprechenden Betrag zahlen, der in verschiedene Klimaprojekte fließt. Die Kompensation von Emissionen ist jedoch kein Ersatz für verantwortungsbewusstes Verhalten, sondern eher ein kleiner Beitrag deinerseits zur Forschung an klimafreundlichen Alternativen. Eine Spende kann natürlich nicht wirklich für die freigesetzten Treibhausgase entschädigen, doch ist das natürlich schon mal ein guter Start für ein bewusstes Reise-Verhalten.
Abgesehen von der An- und Abreise gibt es noch weitere Möglichkeiten, das Reisen nachhaltiger zu gestalten. Von der Buchung deiner Unterkunft bis hin zu deinem Verhalten vor Ort hast du es in der Hand, deinen Teil zu einer besseren Welt beizutragen.
Bring your own
Die effektivste Methode um Plastikmüll zu vermeiden, einen weiteren großen CO2-Produzenten, ist es, deine eigene wiederverwendbare Trinkflasche mitzubringen und diese immer wieder aufzufüllen. Allein in Deutschland werden pro Jahr 2,8 Milliarden Einwegbecher verbraucht – eine Menge Müll. Ist es in einem Land nicht möglich, Leitungswasser zu trinken, kaufe möglichst große Kanister und fülle dir deine Flasche damit auf. In den meisten Ländern wirst du während deines Einkaufs noch immer viele Plastiktüten sehen. Willst du vermeiden, mit zwanzig Plastiktüten nach Hause zu kommen, nimm auf jeden Fall deine eigene Stofftasche mit.
7 Tipps, wie du auf Reisen Plastikmüll reduzieren kannst, kannst du hier nachlesen
Wähle nachhaltige Hotels und Unternehmen
Es gibt einige Dinge, auf die du achten kannst, wenn du eine Unterkunft oder eine Tour vor Ort buchst. Im besten Fall suchst du dir dafür ein kleines Unternehmen vor Ort und unterstützt damit gleichzeitig die lokale Bevölkerung. Alternativ findest du im Netzt zahlreiche faire und klimafreundliche Reiseveranstalter, die sich dadurch auszeichnen, dass sie ihre Reisen kompensieren, verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen und faire Löhne an ihre Mitarbeiter zahlen. Der Veranstalter Langsamreisen bietet beispielsweise eine kreative Alternative zu herkömmlichen Flugreisen. Per Fracht- oder Segelschiff sowie im Rahmen einer Bahnreise sollen CO2-arme Reiseformen neu entdeckt werden. Für jedes Reiseangebot ist der Kompensationsbeitrag bereits im Preis enthalten.
Zertifizierte Bio-Hotels haben meist einen minimalen Abfallverbrauch, verzichten auf Wegwerfprodukte, im Bad und in der Küche, und waschen Handtücher und Bettwäsche ohne Chemikalien. Prinzipiell ist es eine gute Idee, kleine, inhabergeführte Restaurants oder Shops zu unterstützen und internationale Ketten, sei es der Supermarkt oder das Hotel, zu vermeiden.
Ressourcen sparen in der Unterkunft
Handtücher kannst du entweder ebenfalls selbst mitbringen oder die Reinigungskräfte in deiner Unterkunft wissen lassen, dass dein Handtuch nicht täglich gewechselt werden muss – auch das spart Ressourcen.
Wasser- und Stromsparen sollte auch auf Reisen zur Selbstverständlichkeit werden. Eine absolute Verschwendung von Ressourcen ist es beispielsweise, den ganzen Tag die Klimaanlage laufen zu lassen, nur um abends ein kühles Zimmer vorzufinden.
Tierschutz auf Reisen
An vielen beliebten Reisedestinationen stellen Tiere weiterhin die Hauptattraktion zur Belustigung von Touristen dar: Tiger, die an einer kurzen Kette liegen und halb betäubt als Fotomotiv dienen, abgemagerte Pferde, die den ganzen Tag über schwere Kutschen durch die Straßen ziehen, ohne Futter oder Wasser zu bekommen und Elefanten, die unter dem Deckmantel des Tierschutzes von hunderten Schaulustigen in einem kleinen Becken mit Wasser bespritzt werden.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, vermeidest du jede Aktivität auf deiner Reise, die mit Tieren zu tun hat. Dazu gehören auch Zoos, Zirkusse und das allseits beliebte Delfinschwimmen. Informiere dich lieber einmal zu viel, wenn du auf deiner Reise etwas planst, in das Tiere involviert sind, auch wenn es auf den ersten Blick nicht im Geringsten nach Tierquälerei aussehen mag. Es gibt genügend Alternativen, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Etwa in Schutzzentren, in denen darauf geachtet wird, dass Touristen den Tieren nicht zu nah kommen und die Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere bereithalten.
Es gibt außerdem verschiedene Projekte, die es dir erlauben, im Meer mit Delfinen oder Seelöwen zu schwimmen. Dabei gibt es keinerlei Zäune oder Begrenzungen. Die Tiere kommen nur dann an den Strand oder in deine Nähe, wenn sie sich danach fühlen. Solltest du dich für ein solches Reiseerlebnis interessieren, informiere dich in jedem Fall über den entsprechenden Anbieter und schau dir die Anlage am besten vor Ort an. Stimmt das Verhältnis von Touristen und Tieren? Werden die Tiere nicht bedrängt? Denn selbst scheinbar harmlose Bootstouren zu Wal- oder Delfinbeobachtungen können für die Tiere zu Stress ausarten, wenn sie dabei von fünf Booten gleichzeitig umkreist werden.
Fleischkonsum reduzieren
Eine weitere Möglichkeit, für Tierwohl zu sorgen und massig CO2 zu sparen, ist weniger Fleisch zu konsumieren oder sogar der komplette Verzicht auf tierische Produkte. Eine Studie des WWF bestätigt, dass der Verzehr tierischer Produkte für weltweit 70 Prozent der Treibhausemissionen verantwortlich ist – und damit sogar schädlicher für unser Klima ist, als fliegen.
Umweltbewusstsein vor Ort
Auch vor Ort ist es wichtig, sich an die vorgegebenen Regeln zu halten und auf seine Umwelt zu achten. Beim Reisen in der Natur, verlasse jeden Ort so, wie du ihn vorgefunden hast, entsorge deinen Müll und bleibe auf den vorgeschriebenen Wegen. Es trägt außerdem immer zum eigenen Verständnis bei, sich mit der Kultur eines Landes auseinanderzusetzen und somit zu verstehen, warum beispielsweise für uns selbstverständliche Dinge wie ein funktionierendes Abfallsystem bisher nicht umgesetzt wurden. So kannst du dazu übergehen, für die lokale Bevölkerung als Vorbild zu dienen, statt mit dem Finger zu zeigen.
Reisen im Heimatland
Man muss nicht immer weit weg fliegen, um Abenteuer zu erleben und unvergessliche Reisen zu unternehmen. Vielleicht planst du deine nächste Reise in deinem eigenen Land und lässt dich davon überraschen, wie schön Strände, Wald und Berge direkt vor deiner Haustür sein können. Auch Heimaturlaub kann wunderschön sein. Du solltest dir darüber bewusst werden, dass jede Entscheidung, die du triffst, einen Einfluss auf die Umwelt, Menschen und Tiere einer Region oder sogar des gesamten Planeten hat. Wir alle können unseren Beitrag leisten, unsere Erde zu erhalten und zu schützen.
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