Meine Mama ist schon eine coole Socke. Wenn sie nicht gerade Vollblutmama ist, dann entdecken wir zusammen Irland, bestaunen die Naturgewalten in Island oder aber sie entscheidet sich eben mal spontan als Granny Au-Pair nach England zu gehen – und das mit Mitte 50. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?
Seit Mitte März lebte sie also in einem kleinen Vorort von London in einer wundervollen Familie, mit zwei zauberhaften Kindern. Seit meine Mama flügge geworden ist, wurde ich von allen Seiten gefragt, wie es ihr ergeht, denn sie ist nicht nur eine Inspiration für Frauen und Männer ihren Alters, sondern auch für viele in meinem Alter. Viele bewundern ihren Mut, aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen und genau das zu machen, was sie sich schon lange gewünscht hat. Seit gestern ist sie wieder im Lande – mit gemischten Gefühlen nach einer tollen Zeit im Ausland. Ich habe ihr die meist gestellten Fragen geschickt, als sie noch dort war, und heute gibt es die Antworten!

Als Granny Au-Pair in London in England
Wie bist du auf die Idee gekommen als Granny Au-Pair ins Ausland zu gehen?
Vor circa sechs Jahren hat die Hamburgerin Michaela Hansen in einer Fernsehsendung darüber gesprochen, eine Agentur für Granny-Au-Pair‘s* zu gründen. Das ist eine Agentur, die Granny-Au-Pairs an Familien im Ausland vermittelt. Seitdem hat mich diese Idee nicht mehr losgelassen und als das Zeitfenster in meinem Leben aufging und sich mir die Möglichkeit bot, habe ich die Herausforderung angenommen.
*Was ist eigentlich ein Granny Au-Pair? Ein Granny Au-Pair ist wie ein Au-Pair, nur haben diese eben eher die Funktion einer ‚Leihoma‘. Wer ein Sabbatical machen möchte, oder auch in späteren Jahren seinen Traum vom Ausland verwirklichen möchte, kann das auf diese Art und Weise tun.
Bei welcher Familie wohnst du und wo?
Nicht über eine Agentur, sondern durch einen Zufall habe ich eine wunderbare Familie mit zwei Kindern kennengelernt – ein Mädchen und ein Junge, die heute vier und ein Jahre alt sind. Die Mutter ist Deutsche, der Vater Engländer. So wurde mir der Start im fremden Land und die Kommunikation ein wenig erleichtert. Die Familie lebt in einem Vorort im Westen Londons, somit konnte ich am Wochenende auch immer mal die englische Metropole erkunden.
Wie hast du den Aufenthalt organisiert? Mit einer Organisation oder ohne?
Den Aufenthalt habe ich ohne eine Agentur organisiert, aber es gibt mittlerweile einige im Internet, über die die wichtigsten Fragen in der Heimat, wie Kranken-, Renten-, Unfall-, Haftpflichtversicherung, aber auch die Fragen im Ausland, wie Arbeitszeit, Taschengeld etc. geklärt werden. Ich habe einfach bei allen relevanten Stellen angerufen und nachgefragt, was für mich persönlich die beste Variante ist.
Viele haben sich dazu geäußert, wie mutig sie deinen Auslandsaufenthalt finden: hattest du keine Angst?
Angst hatte ich keine, eher viele Fragen dazu, was mich erwartet und was von mir erwartet wird. Wichtig war mir vor allem, dass es eine Familie ist, die in Europa lebt. So kann ich im Notfall auch schnell nach Hause. Zudem musste geklärt werden, was im Falle eines Abbruchs passiert.
Letztlich war mir aber am wichtigsten, auf mein Bauchgefühl zu hören. Und das war bereits bei der ersten Mail mit der Familie so positiv, dass alle Bedenken rasch verflogen waren. Wenn die Chemie stimmt und man sich auf Augenhöhe mit Respekt und Toleranz begegnet, können alle voneinander lernen und gute Erfahrungen machen.

Wie klappt das mit der fremden Sprache?
Da ich vor 40 Jahren das letzte Mal Englisch lernte, ging es mit der Sprache etwas mühsamer. Aber mit der Hilfe der Familie, viel Mut und dem Zugehen auf andere Menschen, wurde es im Laufe der Zeit besser. Wichtig ist, rauszugehen und offen zu sein. Für mich waren die Bücherei, der Sport, der Spielplatz und die zwei Tage als Volontärin, die ich in einem Kindergarten verbrachte, sehr hilfreich. Ich hatte stets freundliche und hilfsbereite Menschen um mich herum, die grammatikalische Fehler sowie fehlende Worte verziehen haben. Mit Mimik, Gestik und einem Lächeln geht alles.
Wie gefällt dir dein englisches Leben?
Als Aupair bin ich gut versorgt, da ich mich weder um eine Wohnung, Strom, Wasser etc. kümmern muss. Die Menschen, die mir bisher begegnet sind, empfand ich als entspannt und gesellig – es wird sehr viel Wert auf ein soziales Miteinander gelegt. In England geht man eher mal gemeinsam essen oder in den Pub. In Kirchen und in Büchereien wird oft ein Coffee-Morning angeboten, zu dem jeder herzlich eingeladen ist und für kleines Geld gibt es zu essen, zu trinken und man kann sich dabei austauschen oder eben einfach seine Mittagspause miteinander verbringen.
Was ist anders als in Deutschland?
Das Royale wird gelebt und die Engländer feiern stolz ihre Queen, essen gerne Cup Cakes, Viktoria Sponge oder Scones mit Marmelade und Sahne, dazu gibt es natürlich Tee. Wobei aber ein Kaffee auch nicht fehlen darf. Mir gefällt diese ‚Tea Time‘, denn man kommt zusammen und es ist eine angenehme Art sich kurz mit der Familie oder Freunden auszutauschen. Im Supermarkt an den Kassen gibt es weniger Schlangen und wenn es welche gibt, dann stört es keinen. Auch werden selbst die kleinsten Einkäufe mit Karte bezahlt. Lediglich der Umgang mit Müll ist in England stark verbesserungswürdig. Überall finden sich Abfälle auf dem Boden, obwohl genügend Abfallbehälter vorhanden sind.
Hast du kein Heimweh?
Natürlich habe ich auch mein Zuhause vermisst, aber durch die vielen neuen Eindrücke, die Zeit mit den Kindern, die guten Gespräche, die Ausflüge und das Volontariat im Kindergarten bin ich sehr abgelenkt. Noch dazu vergeht die Zeit einfach rasend schnell.
Dein Fazit als Granny Au-Pair?
Mein Leben wurde durch meine Zeit als Granny Au-Pair sehr bereichert und ich würde es wieder machen, denn diese Erfahrungen sind einfach einzigartig – und die kann mir keiner mehr nehmen.
Für weitere Informationen, habe ich euch ein wenig Lesestoff rausgesucht:
– „Als Granny Aupair in die Welt“
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Elke says
Danke für den Erfahrungsbericht. Dieses einzigartige Abenteuer ist unvergessen und ich bin so froh, dass ich das Zeitfenster genutzt habe. Das kann ich nur empfehlen: wenn es passt, dann sollte man den Mut haben, es zu tun – egal, wie groß oder klein der Traum ist. Es gibt immer Möglichkeiten, Träume zu verwirklichen. Ein: „das kann ich nicht oder das geht nicht“, hindert nur am eigenen Wachstum. Selbst wenn’s schief geht, wird man innerlich an der Erfahrung wachsen.
Ich werde nicht sagen können, „ach, hätte ich doch nur..“
Lebt eure Träume – jetzt.
Claudia Mündel says
Hallo
Ich suche für Mai bis Juli 2023 eine Oma Aupairstelle in London.Sucht die Familie bei der deine Mutter war noch jemanden???Bin 55 ,offen für Vieles ….
LG von Claudia
Yvonne says
Hallo liebe Claudia,
danke für deinen lieben Kommentar – schön, dass du das Abenteuer wagst!
Aktuell sucht die Gastfamilie von meiner Mama niemanden.
Viele Grüße und eine tolle Zeit
Yvonne
Claudia Mündel says
Sorry,die Mail Adresse meiner vorherigen Nachricht ist falsch.Hier die Richtige.
Claudia Mündel