Drei Monate raus aus dem Alltag und Zeit für euch verbringen. Zum Durchatmen, Neues entdecken und den Kopf freizubekommen. Das geht – beispielsweise mit einem Sabbatical. Meine Freundin Lara hats gemacht – sie war drei Monate mit einem Sabbatical in Europa unterwegs und berichtet euch in diesem Interview über ihre Erfahrungen und teilt wertvolle Tipps aus ihrer Zeit mit euch.
Sabbatical: 3 Monate durch Europa
1. Was hat dich dazu inspiriert, ein Sabbatical zu nehmen, und wie lange hast du geplant, unterwegs zu sein?
Da ich erst nach meiner Schulzeit das Reisen für mich entdeckt habe, wusste ich ab da, dass ich gerne zu einem Zeitpunkt in meinem Leben für längere Zeit reisen möchte – und da mein damaliger Arbeitgeber ein 3-monatiges Sabbatical von sich aus angeboten hat, wusste ich, dass ich das machen werde, sobald ich kann.
2. Für welchen Zeitraum hast du ein Sabbatical gemacht? Und was waren deine Reiseziele?
Ich war von Mai bis Juli 2023 unterwegs und mein eigentlicher Plan war einmal an der Küste lang von Süd-Frankreich, über Nord-Spanien nach Portugal und an der Mittelmeer Küste von Südspanien zurück nach Deutschland. Spoiler: Beim Reisen kommt alles anders als ihr denkt und man sollte sich keine großen Pläne machen. Letztendlich war ich kurz in Süd-Frankreich (1 Woche), dann 2 Monate in Portugal und dann nochmal 1 Woche in Süd-Spanien und dann bin ich auf direktem Wege wieder nach Deutschland gefahren.
3. Welche Rolle spielte die Natur und Outdoor-Abenteuer bei der Planung deines Sabbaticals?
Eine sehr große Rolle – es war direkt klar, dass ich die 3 Monate im Van unterwegs sein werde, die ganze Zeit am Meer bleiben und natürlich immer der Sonne hinterher fahren wollte, damit ich viel Zeit draußen verbringen konnte. Deswegen habe ich übrigens auch Nord-Spanien geskippt, da es dort zu dem Zeitpunkt nur regnen sollte.
4. Wie weit im Voraus hast du das Sabbatical geplant und vorbereitet?
Im Dezember 2018 wusste ich direkt, dass ich 3 Jahre später das Sabbatical machen möchte. So lange musste man mind. in der Firma arbeiten. Theoretisch hätte ich es dann im Jahr 2022 machen können, habe es dann aber erst mit meinem Arbeitgeber besprochen, mich für die mittlere Sparphase, also 12 Monate, entschieden. Da ich gerne im Frühjahr/Sommer unterwegs sein wollte, musste ich dann noch bis 2023 warten. Im Dezember 2022 habe ich angefangen, mich um die organisatorischen Dinge, wie die Wohnungs-Untervermietung etc. zu kümmern.
Ende 2021 habe ich mir bereits den Traum vom eigenen Van erfüllt, den bis Frühjahr 2022 ausgebaut und im Sommer 2022 ein paar Testreisen gemacht, um Erfahrungswerte zu sammeln. So hatte ich noch die Möglichkeit, vor der größeren Reise ggf. Änderungen am Van vorzunehmen.

5. Wie hast du das Sabbatical finanziert? Hast du speziell gespart oder gab es andere finanzielle Strategien? Welche Kosten hattest du während drei Monate Sabbatical?
Bei meinem Arbeitgeber gab es eine Finanzierungsmöglichkeit für die 3 Monate Sabbatical. Ich habe mich für die 12-Monats-Phase entschieden, d.h. 12 Monate lang wurde mein Gehalt auf 90% reduziert. Davon habe ich 9 Monate normal in meinem 40-Std. Job gearbeitet und 3 Monate lang war ich dann freigestellt – genau genommen waren es 10 Urlaubstage und 2,5 Monate Freistellung. So habe ich während des Sabbaticals weiter mein Gehalt bekommen (90%). Zusätzlich habe ich meine Wohnung untervermietet, sodass ich keine Fixkosten in der Zeit für Miete, Strom, Wasser und Internet hatte.
Die Kosten über 3 Monate beliefen sich auf 2.354€, also 784€ pro Monat. Die Kosten setzten sich wie folgt zusammen:
- Spritkosten 969€
- Maut 28€ (meistens Mautfrei gefahren, dauert zeitlich dann aber alles länger)
- Lebensmittel 964€
- Campingplätze 137€
- Strafe Wildcampen 120€
- Freizeitaktivitäten (Surfkurs, Pizza Party, Städtetrips) 97€
- Waschsalon 39€
6. Was waren die größten Herausforderungen bei der Organisation und Genehmigung des Sabbaticals durch deinen Arbeitgeber?
Es gab keine großen Herausforderungen, da es aktiv vom Unternehmen angeboten wurde. Man musste nur den richtigen Zeitpunkt auswählen bzw. sich mit dem Team absprechen. Aber für eine längere Auszeit gibt es vermutlich nie den richtigen Zeitpunkt. Eine andere Möglichkeit wäre mit den Arbeitgeber, bei denen es nicht angeboten wird, erstmal ins Gespräch gehen. Ich kann euch nur empfehlen einfach zu fragen – mehr als „nein“ sagen können sie nicht.

7. Hattest du spezielle Sicherheitsbedenken als alleinreisende Frau, und wie bist du damit umgegangen?
Tendenziell nein, ich habe da schon auf meinen vorherigen Solo-Reisen ein ganz gutes Bauchgefühl entwickelt. Eine unschöne Situation hatte ich, aber da hat es geholfen sich mit meinen Nachbarn zu connecten, die dann auch ein Auge auf mich hatten bzw. wir haben ein Zeichen vereinbart, dass wenn ich mich nochmal unwohl fühle, sie dadurch direkt Bescheid wissen und eingreifen könnten.
>> Mehr dazu? Hier kommt ihr zum Blogbeitrag: „23 Tipps für alleinreisende Frauen„
8. Wie hast du unterwegs Kontakte geknüpft und dich mit anderen Gleichgesinnten verbunden?
Neue Kontakt zu knüpfen, geht im Vanlife ziemlich schnell. Da braucht man nur einen Ort – in meinem Fall war das Peniche in Portugal – und schon ist man Part von einer großen Gruppe. Dort bin ich ca. zwei Wochen, nachdem ich losgefahren bin angekommen. Dort bin ich auch direkt ca. 3 Wochen hängen geblieben und war ab dem Zeitpunkt die restlichen 2,5 Monate mit drei anderen Alleinreisenden unterwegs. Viele haben eine ähnliche Route in Europa und auch die Stellplätze sprechen sich rum, man trifft also viele Menschen immer wieder.

9. Welche Outdoor-Aktivitäten hast du während deines Sabbaticals gemacht, und wie hast du dich darauf vorbereitet?
Surfen/ Wellenreiten. Ich war einen Monat vor dem Sabbatical für eine Woche in einem Surfcamp, um die Technik zu lernen und im Sabbatical habe ich mir dann direkt zu Beginn ein eigenes Board gekauft und war dann regelmäßig im Wasser.
10. Was hat dich während deines Sabbaticals am meisten überrascht oder inspiriert?
Drei Erkenntnisse hatte ich für mich selbst:
- Mich erfüllt das einfache Leben und die Natur sehr. Ich war schon immer sehr minimalistisch, aber die Reise hat mir nochmal bestätigt, wie wenig ich brauche, um glücklich zu sein.
- Wie viel mehr ich ich selbst sein kann außerhalb meiner bekannten Umgebung. Das hat mir geholfen, klarer zu sehen, wer ich bin und sein möchte, ohne Menschen/ Orte/ Erwartungen, die versuchen Einfluss darauf zu nehmen. Man ist einfach ein weißes Blatt Papier.
- Wie sehr ich die Verbindungen zu Menschen schätze. Ich konnte schon immer in meinem Leben gut alleine sein, das war sogar lange Zeit mein „Safe Space“ und mich haben Verbindungen oft eher herausgefordert. Auf der Reise habe ich gelernt, dass Gemeinschaft, Verbindung und Teil einer Gruppe zu sein, eine viel größere Rolle für mich spielen, als ich zuvor gedacht habe.

12. Wie bist du mit Heimweh oder Einsamkeit umgegangen? Hast du Rituale entwickelt, um dich unterwegs heimisch zu fühlen?
Ich hatte weder Heimweh, noch habe ich mich zu einem Zeitpunkt einsam gefühlt. Da kann ich tatsächlich wenige Tipps geben. Was vielleicht hilft: Regelmäßig mit den Lieblingsmenschen von Zuhause (Familie, Freund*innen, Partner*in) facetimen.
13. Was waren deine schönsten oder herausforderndsten Erlebnisse während deines Sabbaticals?
Die schönsten Erlebnisse:
- die Menschen. Die haben die Reise zu etwas ganz besonderem gemacht. Die Verbindungen, die ich während der Zeit erlebt und gespürt habe, hatte ich so noch nicht in meinem Leben.
- die Nacht als wir unsere Van-Matratzen und das Bettzeug genommen haben und die Nacht am Strand verbracht haben, ohne Handy. Nur wir, der Sternenhimmel, das Rauschen des Meeres, gute Gespräche und eine Flasche Rotwein.
- die unzähligen Sonnenuntergänge und Sternenhimmel.
- Lagerfeuer-Abend am Strand.
- Als wir nachts baden waren und das Meeresleuchten gesehen haben, das war so magisch.
- zum Abschluss der Reise habe ich alle meine Freunde zu meinem 30. Geburtstag in ein Haus nach Südspanien eingeladen – mit 12 Personen haben wir dort eine Woche verbracht.


Herausfordernd war es den Heimweg antreten. Denn ich war sowas von nicht bereit zurückzufahren, alles in mir hat sich dagegen gewehrt, aber ich musste – und das war das Schlimmste für mich.
14. Wie bist du nach dem Sabbatical in den Alltag zurückgekehrt und hat die Erfahrung deine beruflichen oder persönlichen Ziele verändert?
Mir ist es super schwer gefallen wieder in den Alltag zu finden. Ich war noch sehr in meinem Leichtigkeits-Lebensstil und mein (Arbeits-)Alltag in Deutschland war sehr schnelllebig und leistungsorientiert und niemand hat Rücksicht auf mich genommen. Die kleinsten Aufgaben haben mich auf einmal sehr herausgefordert. Zudem habe ich mich in meiner Wohnung in Hamburg sehr unwohl gefühlt, nach drei Monaten nur draußen sein und die Weite sehen, plötzlich wieder nur Häuserwände vor mir zu haben, hat mich sehr erdrückt.
Man könnte sagen diese Reise hat für mich alles verändert. Einen Monat, nachdem ich zurück war, habe ich beschlossen, dass ich mein Leben in Hamburg so nicht mehr weiterführen möchte. Ich habe meine Wohnung gekündigt, mir einen neuen Job gesucht, der mir das weltweite Remote Arbeiten ermöglicht und all meinen Besitz – bis auf den Van natürlich – verkauft. Dann gab es eine kleine Übergangszeit von ca. 3 Monaten in der ich mich in meinem neuen Job eingearbeitet habe und abwechselnd bei meiner Familie und Freunden gewohnt habe. Jetzt lebe ich seit Juli 2024 in meinem Van und arbeite von unterwegs – innerhalb eines Jahres nach der Reise habe ich mein Leben also einmal auf den Kopf gestellt.
Ich weiß zwar nicht, wie lange ich das machen werden, aber für den Moment ist es genau das Richtige für mich.
15. Hast du Empfehlungen für Frauen, die ein Sabbatical mit Outdoor-Fokus planen? Und würdest du ein Sabbatical empfehlen?
Auf jeden Fall würde ich ein Sabbatical empfehlen. Aber Achtung, es könnte passieren, dass ihr euer komplettes Leben hinterfragt und auf den Kopf stellt. Portugal/ Spanien sind super erste Reiseziele für alleinreisende Frauen. Ich habe so viele dort getroffen. Neben Surfen könnt ihr natürlich auch wandern gehen, paragliden, o.ä. – es ist auf jeden Fall sehr vielfältig und ihr lernt schnell neue Leute kennen.
Mittlerweile lebt Lara seit knapp acht Monaten in ihrem Van und reist durch Europa. Seit drei Monaten mit Begleitung – ihrer Tierschutz Hündin Leilani, die sie in Portugal adoptiert hat. Sie hat einen 100% Remote Job, der es ihr ermöglicht, von überall auf der Welt aus zu arbeiten. Wenn Lara das kann, dann könnt ihr das auch!
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